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Mai 14, 2025

bAV unter Schwarz-Rot: Realistische Impulse für KMU und Geringverdiener

Mit dem Start der neuen Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD am 6. Mai 2025 wird die Altersvorsorgepolitik wieder neu justiert. Während zentrale Elemente der kapitalgedeckten Reformideen der Vorgängerregierung (wie der Bürgerfonds) wegfallen, rücken klassische Instrumente wie die betriebliche Altersversorgung (bAV) wieder stärker ins Blickfeld. Doch was genau steht im Koalitionsvertrag – und was bedeutet das für Arbeitgeber, Anbieter und Beschäftigte? Als Analysehaus ordnen wir die Inhalte ein und bewerten die Chancen und Herausforderungen der kommenden Jahre.


Politischer Rahmen – was die neue Regierung zur bAV plant

Im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD finden sich keine spektakulären Umbrüche, aber mehrere substanzielle Impulse für die zweite Säule der Altersvorsorge:

  • Stärkung der bAV insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU): Die Regierung erkennt die geringe Verbreitung der bAV in diesem Segment und plant gezielte Förderanpassungen und Vereinfachungen.

  • Digitalisierung und Bürokratieabbau: Verwaltungsprozesse sollen standardisiert und digitalisiert werden – insbesondere bei Wechseln des Arbeitgebers.

  • Verbesserte Geringverdienerförderung: Eine Ausweitung der bisherigen steuerlichen Förderung (§ 100 EStG) ist vorgesehen, um mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in die bAV zu bringen.

  • Keine Ausweitung des Sozialpartnermodells: Anders als unter der Ampelkoalition wird dieses nicht weiter in den Vordergrund gerückt – bleibt jedoch rechtlich bestehen.

 

Analyse & Bewertung – Auswirkungen auf die bAV-Landschaft

Aus Sicht von ASCORE Analyse lassen sich folgende Einschätzungen ableiten:

  • a) Rückenwind für KMU – aber keine automatische Hebelwirkung
    Die angekündigten Erleichterungen für KMU sind positiv zu bewerten. Doch die Erfahrung zeigt: Ohne gezielte finanzielle Anreize oder Pflichtsysteme bleibt die Durchdringung gering. Eine vereinfachte bAV für KMU braucht zudem digitale Standardprodukte und vertriebliche Unterstützung.

  • b) Geringverdienerförderung – sinnvoll, aber begrenzt wirksam
    Die geplante Anhebung der Förderung ist ein wichtiges Signal. Die Hürde bleibt aber die Kombination aus begrenztem Nettoeffekt, unklarer Kommunikation und Berührungsängsten der Arbeitgeber.

  • c) Digitalisierung – notwendig, aber Umsetzungsfrage
    Der politische Wille zur Digitalisierung ist da – entscheidend wird, ob und wann eine Plattformlösung, standardisierte Datenschnittstellen (z.  zu ELSTER, ZfA) und einfache Portabilitätsprozesse wirklich Realität werden.

 

Ausblick und Handlungsempfehlungen für die Branche

Für Produktanbieter:

  • Entwicklung digitaler, kosteneffizienter bAV-Produkte mit einfacher Integration in Lohnbuchhaltungs- und HR-Systeme.
  • Fokus auf KMU-taugliche Lösungen, idealerweise mit White-Label-Optionen für Vertriebskooperationen.

Für Makler & Vertriebe:

  • Neue Chancen durch die politische Kommunikation – speziell in Beratungsgesprächen mit KMUs und tarifungebundenen Unternehmen.
  • Aufklärung zur Geringverdienerförderung gezielt forcieren.

Für Arbeitgeber:

  • Jetzt Prozesse überprüfen: Lässt sich die bestehende bAV-Lösung verschlanken, digitalisieren oder durch bessere Fördermodelle aufwerten?

Die neue schwarz-rote Bundesregierung setzt auf realistische, evolutionäre Schritte statt disruptiver Reformen in der Altersvorsorge. Die betriebliche Altersversorgung profitiert davon, wenn auch nicht spektakulär. Die Richtung stimmt – jetzt kommt es auf konkrete Umsetzung, Förderdetails und die Mitwirkung der Wirtschaft an. Als Analysehaus begleiten wir diesen Prozess kritisch und datenbasiert.

 


Beitrag von Tugce Yörükoglu
Versicherungsanalystin Leben

ASCORE Das Scoring GmbH